Wie verhält sich das AD(H)S-Kind?
Der Zappelphilipp (Frei nach „Der Zappelphilipp“ aus dem Struwwelpeter)
Ob der Philipp heute still
wohl bei Tische sitzen will?
Doch der Philipp hört nicht,
was man immer wieder zu ihm spricht.
Er gaukelt und schaukelt,
er trampelt und zappelt,
auf dem Stuhle hin und her
den Erwachsenen missfällt das sehr.
Er schaukelt gar zu wild,
bis der Stuhl nach hinten fällt
und die Erwachsene stehen dabei.
Vieles, vieles ist entzwei!
So sind sie alle gar zornig sehr,
wollen keinen Zappel-Philipp mehr.
Der Elternratgeber einer Selbsthilfegruppe aus Frankfurt beschreibt das Verhalten der AD(H)S- Kindern in den verschiednen Altersstufen wie folgt:
Im Folgenden werden wir uns schwerpunktmäßig mit der Gruppe der Kinder vom Vorschul- bis zum Schulalter beschäftigen, da das die Gruppe der Kinder ist, denen ich als Pädagogin in erster Linie meine Hilfe anbieten kann.
Im Allgemeinen sind diese hyperaktiven Kinder unruhig, zappelig, unkontrolliert, unaufmerksam, unkonzentriert, ablenkbar. Sie zeigen mangelnde Ausdauer bei Beschäftigungen, bleiben nicht bei der Sache, sondern sind ständig unterwegs. Sie reagieren schnell und stark auf neue Reize, z. B. auf andere Kinder, können kaum längere Zeit auf einem Stuhl sitzen bleiben, ohne umher zu rutschen, müssen ständig etwas in den Händen haben, wirken angespannt, rufen, schreien spontan und scheinbar grundlos. Oft haben sie Angst vor Berührungen, vor allem durch andere Kinder und reagieren panisch darauf.
Gleichzeitig sind die Kinder häufig sozial gestört, das heißt sich richten ihre Aggression gegen sich und/oder andere.
Das AD(H)S- Kind kann Reize nicht filtern. Alle Reize, die auf es einwirken sind für es gleich stark und gleich wichtig: Papierrascheln; Vogelstimmen; Kinder, die miteinander reden; der Lehrer, der etwas erklärt; Stühle, die geschoben werden; Schritte auf dem Flur; spielende Kinder auf dem Flur Es ist also nicht weiter verwunderlich, dass das Kind den Anweisungen von Erwachsenen häufig nicht folgt, denn es hat sie gar nicht als wichtig wahrgenommen.
Allerdings gibt es von dem Beschriebenen eine Ausnahme, die AD(H)S-Kindern vor allem in der Schule das Leben oft schwer machen: Auch diese Kinder können von einzelnen Sachen begeistert, fasziniert sein. Dann lassen sie sich fesseln und bleiben bei der Sache. Das führt zu dem fatalen Schluss der Erwachsenen: „Siehst du, wenn du willst, dann kannst du doch.“
Im Kindergarten und in der Schule fallen die hyperaktiven Kinder oft durch ständiges Zappeln und Wippen mit dem Stuhl auf. Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht eins dieser Kinder mit dem Stuhl umkippt. – Dabei hat das störende Zappeln für das Kind einen ganz praktischen Wert, den es selbst natürlich auch nicht kennt: Durch das Zappeln wird der Stoffwechsel des ADSlers angeregt. So wird das Gehirn besser durchblutet und es werden mehr Botenstoffe produziert, die, wie wir im vorigen Teil ja schon gehört haben, eine wesentliche Rolle für den Menschen spielen.
Auffällig ist bei AD(H)S-Kindern häufig auch eine Unbeholfenheit und Koordinations-störungen. Sie haben Probleme im grob und feinmotorischen Bereich, wodurch sie anderen Kindern in vielen Bereichen leistungsmäßig unterlegen sind. Sie können nicht so gut malen und schreiben wie andere und auch im Sport gelingt vieles nicht. Werken und Handarbeiten sind ihnen oft fast unmöglich.
Beim Spielen nach festgelegten Regeln, ob allein oder mit anderen Kindern haben sie oft große Schwierigkeiten. Dazu kommt eine emotionale Labilität, d.h. Schwankungen zwischen extrem unterschiedlichen Gemütszuständen, häufige Gefühlsausbrüche, die völlig überzogen erscheinen, leichte Reizbarkeit, z.B. bei Witzen oder Ironie.
Folgen all dieser Beeinträchtigungen sind schnell Defizite in der geistigen Entwicklung, die aber oft erst nach der Einschulung durch Leistungsdefizite offenbar werden. Wichtig ist, dass es sich dabei um eine Folge der Krankheit AD(H)S handelt und nicht um einen Beweis geistiger Schwäche. Trotzdem landet eine nicht unerhebliche Anzahl dieser Kinder auf einer Sonderschule was nicht immer notwendig wäre.
Im Gegenteil, die Kinder schlafen wenig und haben so mehr Zeit als andere, Dinge aufzunehmen und Erfahrungen daraus zu ziehen, wenn sie nur die richtige Hilfe bekommen.
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